Der Eisvogel – alles andere als ein „Wintertyp“

Haben Sie es auch schon bemerkt? Lange Jahre war der prachtvolle Eisvogel aus unserer Region fast verschwunden, inzwischen aber ist er mit etwas Glück an naturnahen Gewässern wieder zu sehen. Und auch wenn sein Name es vermuten lassen würde – er freut sich keineswegs auf die herannahende kalte Jahreszeit.

Glänzender Diamant der Lüfte, Schillervogel oder Eisvogel wird er genannt, der kleine Kerl mit dem leuchtend blauen Gefieder, dessen wissenschaftlich korrekter – und dagegen ziemlich unromantisch klingender – Name Alcedo atthis lautet. Bei uns ist die Bezeichnung Eisvogel verbreitet und das, obwohl er mit Eis nicht viel am Hut hat. Im Gegenteil: Er mag es überhaupt nicht, da schon eine dünne Schicht an den Flussufern seine Jagd beeinträchtigt oder gar ganz unmöglich macht. Denn der Eisvogel erspäht seine Beute von einer Sitzwarte wie beispielsweise einem Ast oder einer hohen Ufer-Kante aus und stürzt sich dann pfeilschnell ins Wasser. Dort schnappt er sich kleine Fische, Frösche oder Insekten. Auch mit seiner blauen Färbung hat der Name des Eisvogels nichts zu tun, er kommt vielmehr von dem altdeutschen Wort „eisan“. Das bedeutet glänzend und trifft, wie man sieht, vollends zu.

Weil Eis das Tier vor Probleme stellt, war der sogenannte Kältewinter 1962/63 (neben Bejagung durch Teichbesitzer sowie Verschmutzung und technischem Ausbau der Gewässer) ein Grund, warum der Eisvogel aus unserer Region einst fast verschwunden war. Die Bäche und sogar Flüsse waren in diesem Winter von November bis spät in den März hinein so stark zugefroren, dass er nicht mehr in der Lage war, seine Beute vom Ufer aus zu erspähen. Etwa 20 Jahre hat es gedauert, bis er wieder den vorherigen Bestand erreicht hatte. Dabei kam ihm zugute, dass er sich bei passenden Bedingungen relativ schnell vermehrt.

Die wichtigste Voraussetzung für eine wohlbehütete Brut ist dabei der Nistplatz. Der Eisvogel nistet nicht – wie andere Vögel – in Bäumen, sondern gräbt Höhlen in steile Lehm-Uferwände. Diese wird mit ausgewürgten Fischgräten und Chitinteilen von Wasserinsekten ausgepolstert. Bei der Versorgung der Jungen ist Gleichberechtigung sichergestellt: Die Jungvögel kuscheln sich pyramidenförmig zusammen und „rotieren“: Immer der vordere Jungvogel bekommt seinen Fisch, entleert am Ausgang seine Kloake und rückt dann nach hinten.

Blies, Ill und Oster – sein Zuhause

Wie Karl Rudi Reiter vom Naturschutzbund (Nabu) Saar erklärt, ist die Saar für den Eisvogel nicht mehr als Brutstätte geeignet: Der Ausbau für die Schifffahrt zog auch Steinschüttungen zur Befestigung der Ufer mit sich und die Schleusen, die Hochwasser hemmen, verhindern auch das Entstehen von Ufer-Steilwänden. Am besten sei heute die Blies für den Eisvogel geeignet, da das Naturereignis der Überschwemmung dort noch weitgehend stattfinde. Daher wurde der Flussabschnitt zwischen Neunkirchen-Wellesweiler und Reinheim als Natura 2000-Gebiet (FFH- und Vogelschutzgebiet) an die EU gemeldet und wird derzeit als nationales Schutzgebiet ausgewiesen. Auch in Dillingen entstand zum Ausgleich für den Ausbau der Saar in den frühen 1990er Jahren ein rund 18 Hektar großer Ökosee, der seit 2004 auch Vogelschutzgebiet ist und seit 2016 nationales Schutzgebiet.

Die Rückführung der Ill und der Oster in einen naturnahen Zustand hat der Eisvogel ebenfalls gut angenommen. Auch an der Prims zwischen Bardenbach und Nonnweiler oder an der Nied bekommt man ab und an einen zu Gesicht, ebenso bei Großrosseln, wo die Renaturierung der Rossel  viele der Schillervögel angelockt hat. Insgesamt geht der Ornithologische Beobachterring Saar davon aus, dass im Saarland wieder 100 – 120 Brutpaare heimisch sind, in ganz Deutschland 9.500 bis 14.500. Damit gilt der Eisvogel landes- und bundesweit nach den Richtlinien der Roten Liste inzwischen als ungefährdet. Umweltminister Reinhold Jost sieht in der Stabilisierung der Population einen Beweis dafür, dass gezielte Renaturierungsmaßnahmen und die Unterschutzstellung von Lebensräumen dem Erhalt der Artenvielfalt dienen: „Um langfristig die Artenvielfalt im Saarland zu erhalten, haben wir bereits in den vergangenen beiden Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Umweltschutz- und Landnutzerverbänden einen konkreten Maßnahmenkatalog im Sinne einer Naturschutzoffensive entwickelt: die Biodiversitätsstrategie. Gemeinsam mit den vielen Ehrenamtlichen, die sich in den Vereinen oder ganz privat für den Erhalt unserer natürlichen Arten- und Lebensgrundlage einsetzen, wird es uns gelingen, eine intakte Umwelt im Saarland zu erhalten.“

 

Ann Sophie Willeitner

 


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