Im 1. Jahrhundert vor Christus wurden die Kelten unserer Region von den Römern unterworfen. Zwar war man alles andere als froh darüber, doch von der römischen Kultur war man dennoch mächtig beeindruckt. Wer schick war, übernahm sie weitgehend – so verbreiteten sich hierzulande auch römische Essgewohnheiten und Zubereitungsweisen. Diese vergangene Esskultur wird heute wissenschaftlich erforscht, so probiert in Ottweiler ein Römerverein ganz praktisch aus, was römische Küche bedeutet.
Es sind spannende Minuten für die Legio XIIII Gemina: Über Monate hinweg hat sie den Fund eines römischen Ofens genau studiert und schließlich mit viel Herzblut versucht, das gute Stück nachzubauen. Nun wurde der quasi 2000 Jahre alte Ofen gerade zum ersten Mal angefeuert. Hat man alles richtig gemacht? Wird der Ofen tatsächlich backen? Die „Coqua“, die Köchin Aemilia Junia (Christin Zimmer) und die Pädagogin Aurelia Minor (Daniela Minoski) formen Brotlaibe und „schießen“ sie ein. Dann heißt es Abwarten und Gewürzwein trinken – bis es plötzlich verdächtig nach Verbranntem riecht. Das wenig beglückende Ergebnis: außen schwarz und innen roh. „Der Ofen war noch zu heiß“, vermuten sie und probieren es einfach noch einmal. Denn Ausprobieren ist das A und O in der experimentellen Archäologie, wie sie der Römerverein Legio XIIII Gemina aus Ottweiler betreibt. Auch eine antike Armbrust, eine Adler-Standarte und verschiedene Gegenstände des Lagerlebens haben sie schon nachgebaut. Und regelmäßig versucht sich die Gruppe auch selbst im römischen Leben, etwa wenn sie auf „Iter Magnum“, auf großen Legionärsmarsch, geht.
Den Ofen hat man auf einem verputzten Bruchstein-Fundament mit darüberliegender Travertinplatte errichtet. Die Kuppel ist in Klinkerbauweise gearbeitet und von einer Lehm-Kalkschicht ummantelt, geschlossen wird sie mit einer Klappe aus Eisenblech. Die normale Backtemperatur liegt bei etwa 400 Grad. Und zur großen Freude von Aemilia und Aurelia backt das zweite Versuchsbrot exzellent: außen kross und innen weich. Dazu gibt es Moretum – eine Art Käse-Creme und einen Eintopf, der an einer dreibeinigen Konstruktion über offenem Feuer brodelt. Was und wie die Römer gegessen haben, darüber informiert sich die Legio XIIII Gemina in den überlieferten Quellen. Zu den wichtigsten Schriften zu diesem Thema gehören Agrarabhandlungen des Geschichtsschreibers Cato der Ältere und des Schriftstellers Columella, das Preisedikt für Lebensmittel von Kaiser Diokletian sowie die viel beachtete Rezeptsammlung „De re coquinaria“ (Über die Kochkunst), das älteste erhaltene Kochbuch der römischen Antike. Überliefert ist uns dieses unter dem Namen des Apicius, eines Feinschmeckers aus dem ersten Jahrhundert vor Christus.
Doch haben die Menschen unserer Region zu römischen Zeiten gegessen, was diese Quellen überliefern? Schließlich stammen die Schriften aus dem römischen Kernland, unsere Region aber war eine weit entfernte Provinz. Wie der „Centurio“ der Gruppe, Peter Klein, erklärt, standen viele Nahrungsmittel hierzulande ebenso wie in Italien auf dem Speiseplan: „Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, Honig und Getreide. Letzteres waren bei uns vor allem Spels, Roggen und Einkorn – entsprechende Pollen und Samen fand man bei Ausgrabungen.“ Doch auch Produkte aus dem Mittelmeerraum wurden über die Handelswege eifrig importiert. So kombinierte man schon vor rund 2000 Jahren unsere heimischen Produkte beispielsweise mit Oliven und Olivenöl aus Spanien und Nordafrika, Datteln, Feigen oder sogar Austern. Letztere müssen in Salzwasserbecken transportiert und in jeder größeren römischen Villa oder Siedlung verspeist worden sein. Bekannt ist dies von Funden von Überresten, Abbildungen auf Wandfresken oder Bodenmosaiken sowie von Scherben von Transportbehältnissen.
Eines der antiken Lieblingsrezepte der Ottweiler Römer ist ein Linsensalat, wie er auch hierzulande gegessen worden sein könnte. Sie haben uns das Rezept dafür verraten.
250 g Linsen, 1 kleine Zwiebel, 2 kleine Karotten, 1 Frühlingszwiebel, 5-6 Champignons, 1 Zehe Knoblauch, ca. 500 ml Gemüsebrühe, Liebstöckel, Koriander, Sojasauce (als Garum-Ersatz), Olivenöl, Balsamico-Essig, Salz und Pfeffer
Zwiebel und Knoblauch fein hacken, Karotten, Frühlingszwiebel und Champignons in kleine Würfel schneiden. Zwiebel und Karotten in Olivenöl andünsten, Champignons, Frühlingszwiebel und Knoblauch dazugeben und kurz weiterdünsten. Die Mischung in eine Schüssel geben. Erneut etwas Olivenöl erhitzen und die Linsen kurz anbraten. Diese dann mit der Gemüsebrühe aufgießen, bissfest kochen (falls nötig noch Wasser zugeben) und abschütten.
Währenddessen zu dem Gemüse den feingehackten Liebstöckel und Koriander geben. Die Linsen unterheben und alles mit Sojasauce, Essig, Olivenöl, Salz und Pfeffer abschmecken.
Dieser Artikel wurde uns von » Sonah zur Verfügung gestellt.