Auf einer Wiese im Tal der Ill, malerisch umsäumt von Bäumen und Büschen, steht ein Pflug wie man ihn vor etwa 100 Jahren benutzt hat. Stahlsilhouetten stellen die Kühe dar, die ihn ziehen, sowie eine Frau und einen Mann, die ihn führen. Sie stehen für unzählige Menschen, die einst im Illtal ihr kleines Stück Land privat bewirtschafteten – es waren vor allem die Bergmannsbauern-Familien.
Die Figurengruppe ist Teil eines Konzeptes für Erlebniswanderungen: Mit dem Weg „Nach der Schicht“ macht die Gemeinde Illingen die Lebensweise der einstigen Bergmannsbauern erfahrbar. Außerdem thematisiert sie mit dem Weg „Rund ums liebe Vieh“ die Landwirtschaft in ihren verschiedenen Formen.
Wer nur unsere modernen Verhältnisse kennt, der mag sich unter dem Titel „Nach der Schicht“ einen Themenweg rund um Sofa, Fernsehen und Feierabendbierchen vorstellen. Doch davon war das Leben „nach der Schicht“ einst weit entfernt, das wird auf dem Wanderweg schnell klar. Zuhausesein bedeutete für den Bergmannsbauern (zumindest in Zeiten der Achtstundenschicht) zumeist Arbeiten. Und sowieso bedeutete es für die Frauen und Kinder Arbeiten – sie waren den ganzen Tag mit der heimischen Landwirtschaft beschäftigt. Auch um sie geht es auf dem Wanderweg, denn hier stehen nicht die Gruben im Focus, sondern das Leben der gesamten Familie über Tage. Anschaulich gemacht wird dieses durch die Familie Penth, die dem Wanderer an 16 Stationen, teilweise mit Stahlsilhouetten versehen, begegnet. Die Familie ist fiktiv, ihre Lebensumstände aber entsprechen der Realität vor etwa hundert Jahren.
Auf dem Feld gibt es für die Penths von Frühjahr bis Herbst jede Menge zu tun und dafür stehen ihnen noch kaum Maschinen zur Verfügung. Sobald die Nachtfröste vorüber sind, wird erstmals im Jahr von Hand gesät und gesetzt. Im Juni dann steht die Heuernte an: Wenn er Mittagsschicht hat, mäht Vater Wilhelm früh morgens das noch taunasse Gras mit der Sense, später sind dann Mutter Maria und die Kinder eine ganze Zeit lang damit beschäftigt, dieses immer wieder zu wenden, bis es vollständig getrocknet ist. Im Sommer folgt die Getreideernte, bei der die Halme auch noch zu Garben gebunden und zu „Kornkästen“ aufgestellt werden müssen, damit die Frucht richtig austrocknen kann. Mit einer Wannmaschine, später einer Dreschmaschine wird die Spreu vom Korn getrennt. Im September schließlich, spätestens wenn der Wind über die Stoppelfelder bläst, ist die Zeit der Kartoffelernte gekommen.
Der Wanderweg ist entstanden vor dem Hintergrund des Bergbau-Endes im Saarland 2012. Er beginnt auf dem Sportplatz in Welschbach, führt dann Richtung Stennweiler, Hüttigweiler und über den Hexenberg wieder zurück zum Startpunkt. Er verläuft durch Wiesen und Wälder, über kurze Passagen auch durch die Siedlungen. Unterwegs laden eine Sinnenbank und ein Picknickplatz zum Pausemachen ein. Die Weglänge beträgt 8,7 Kilometer, es kann aber abgekürzt werden.
Die Bauernhof-Tiere stehen bei dem Themenweg „Rund ums liebe Vieh“ im Mittelpunkt. In der Kulturlandschaft des Illtals und des Naturschutzgebietes „Täler der Ill und ihrer Nebenbäche“ können Wanderer den Ausblick genießen und Landluft schnuppern. Mehrere Bauernhöfe liegen am Wegesrand, außerdem die Dorf- und Schaukäserei Hirztaler, die einzige Schaukäserei in der Großregion Saar-Pfalz, Lothringen und Luxemburg. In der alten Kiesgrube zwischen Hirzweiler und Welschbach kann man dann alten Haustierrassen begegnen, in diesem Fall Ziegen, die durch ihr Grasen die Landschaft offen halten. An zahlreichen Info-Tafeln gibt es immer wieder Interessantes zu erfahren und an fünf Mitmachstationen können Kinder spielen, rätseln und tüfteln – unter anderem bei dem Spiel „Modern gegen alt“ oder der „Drehsäule“ der Bauernhof-Tierrassen. Zwischendurch laden ruhig gelegene Picknickplätze im Steinbruch oder unter alten Eichen sowie Sinnenbänke zum Verweilen ein.
Der Wanderweg will die gesamte Bandbreite der Landwirtschaft vermitteln. Mit Schildern wie „Die Macht des Verbrauchers“ oder „Traumhaus Weide“ will er zum Nachdenken anregen und klar machen, dass jeder es in der Hand hat, entweder die Intensivlandwirtschaft zu unterstützen oder Höfe, die ihre Tiere artgerecht halten und füttern. Start- und Zielpunkt ist der Sportplatz Welschbach. Von dort aus geht es durch Hirzweiler und anschließend durch Wiesen und Wälder zurück zum Startpunkt. Die Strecke ist insgesamt 13 Kilometer lang, kann jedoch ebenfalls abgekürzt werden.
Weitere Infos: www.illingen.de.
Dieser Artikel wurde uns von » Sonah zur Verfügung gestellt.