Wer versteht’s noch?

Fubbes, Schammas und Tranfunsel

Wer außerhalb unserer Region von „Fubbes“ und „Schammas“ spricht, der wird nur in ratlose Gesichter schauen – es gibt eben Wörter, die gibt es nur bei uns. Doch auch hierzulande werden solche sprachlichen Besonderheiten immer seltener verwendet und längst nicht mehr überall verstanden Höchste Zeit, sie aufzugreifen – und einmal zu fragen, wie sie eigentlich entstanden sind und was dahintersteckt.

 „Fubbes“

Gelegentlich stellt der Saarländer fest, dass sein Gegenüber völligen „Fubbes“ redet oder auch „Fubbes“ macht – das heißt, im besten Fall Unnötiges, im schlechteren sogar Unsinn. Doch woher kommt der Begriff?

Mit dem „Fubbes“ verwandt ist das fast vergessene Verb „fuppen“/ „fubbe“, was so viel wie aufschlagen oder durschlagen bedeutet und vor allem in der Milchverarbeitung gebräuchlich war: Der Rahm wurde durch „Fubbe“ von der Milch getrennt und die entrahmte Milch dann „Fubbmellich“ genannt. Die alte Milchzentrifuge, wie sie heute noch in einigen Museen zu sehen ist, hieß „Fubber“ oder „Fubbert“. Außerdem konnte man beispielsweise von Hand eine Wagenschmiere herstellen, die ebenfalls „Fubbes“ genannt wurde.

Die einst üblichen handwerklichen Schlagarbeiten, vor allem in der Milchverarbeitung,  verschwanden jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts aus dem Alltag der Menschen, wurden nun industriell erledigt. Seine eigene Zeit und Kraft darauf zu verwenden, war unnötig und unsinnig geworden. Wer es noch tat, wurde belächelt: „Watt machschde dann noch denne alde Fubbes?“ fragt in den Zeitzeugenprotokollen von Volkskundler Gunter Altenkirch eine Bäuerin ihre Nachbarin. Der Fubbes wurde zum Sinnbild des Unnötigen und Unsinnigen.

 „Schammas“

Wer bei seiner Kleidung Wert auf Naturfaser legt, der hüllt seinen Körper in „Schammas“! Ihr glaubt es nicht? „Schammas“ war einst ein neutraler Begriff für eine Stoffart: Das französische „siamois“ sowie das davon abgeleitete alte Mundartwort „Schamo:as“ bezeichneten einst ein Gewebe, bei dem die einzelnen Fäden beim Webvorgang fest zusammengepresst wurden. Dass der Begriff auch für Baumwollstoffe verwendet wurde, führte dann zu seiner negativen Besetzung, denn die bäuerlich geprägte Bevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts in unserer Region stand Baumwollstoffen sehr kritisch gegenüber: Sie scheuerten schneller durch und waren zudem in ihren Anfängen auch noch teurer als die bewehrten Leinenstoffe, die die Bauersfrauen in winterlicher Arbeit relativ billig selbst produzieren konnten. Mit der Zeit fand der unbeliebte „Schamo:as“ zwar doch Akzeptanz, wurde jedoch vor allem für Schürzen und einfache Hauskleider benutzt. So wurde noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Schürzenschamass, ein blau-weiß karierter Stoff, in den Geschäften angeboten. Der Begriff „Schammas“ für etwas Minderwertiges blieb bis heute erhalten.

„Tranfunsel“

Sie ist langsam, schwerfällig und kommt mit nichts so richtig voran: die Tranfunsel. Doch warum wird sie überhaupt so genannt? Die Tranfunsel bezeichnet ursprünglich ein Gerät aus der Zeit, in der es noch kein elektrisches Licht gab – sie diente der Beleuchtung von Ställen und Wohnräumen.

Tran ist ein dickflüssiges, ausgelassenes Fischschmalz. Außerhalb des Saarraumes wurde das Wort auch für anderes ausgelassenes Fett benutzt, vor allem für Unschlitt aus dem Fett der Paarzeher. Mit diesem Tran wurde die „Funsel“ genährt – eine schlecht brennende Öl- beziehungsweise Fettlampe, ursprünglich aus dem Wort „Funze“ entstanden. Es bereitete den Menschen oft Schwierigkeiten, den Docht solcher Lampen zum Brennen zu bringen, woher der Vergleich mit einer schwerfälligen Person rührt. In früheren Zeiten verband man mit der Tranfunsel verstärkt auch Wortkargheit und ein vernachlässigtes Äußeres.

Darüber hinaus kann das Wort „Funsel“ mit dem Verb „funseln“ in Zusammenhang gebracht werden, das im Sinne von „Unschlüssigkeit“ zu verstehen ist. Daraus erklärt sich das Wort Funsel für ein „unschlüssiges, liederliches weibsbild“, wie es Grimms Deutsches Wörterbuch beschreibt.

 

„Wer versteht’s noch“ wird präsentiert vom Sonah Magazin (www.sonah-magazin.de) und dem Volkskundler Gunter Altenkirch (Museum für dörfliche Alltagskultur & Museums des Saarländischen Aberglaubens in Rubenheim; www.museum-alltagskultur.de).


Dieser Artikel wurde uns von » Sonah zur Verfügung gestellt.